Innergemeinschaftlicher Erwerb - Das musst du beachten
Innergemeinschaftlicher Erwerb
Intra-community acquisition, acquisition intracommunautaire oder innergemeinschaftlicher Erwerb: Was so unterschiedlich klingt, beschreibt im Grunde ein- und denselben Vorgang – und das in der gesamten Europäischen Union. Der Begriff bezeichnet den Verkauf von Waren zwischen verschiedenen Mitgliedstaaten der EU. Beziehst du als deutsches Unternehmen beispielsweise Leder aus Italien, dann bezeichnet man diesen Vorgang als innergemeinschaftlicher Erwerb. Was du dabei zu beachten hast, erfährst du hier.
Inhaltsangabe
- Was ist innergemeinschaftlicher Erwerb?
- Voraussetzungen: Was musst du beachten?
- Ausnahmen
- Besondere Bestimmungen
- Innergemeinschaftlicher Erwerb: Umsatzsteuer Regelung
- Höhe der Steuer
- Bemessungsgrundlage
- Vorsteuerabzug
- Innergemeinschaftliches Verbringen
- Tipps für die Buchführung
Was ist innergemeinschaftlicher Erwerb?
Oftmals sind Unternehmen nur innerhalb Deutschlands tätig und üben nur im Inland Dienstleistungen aus oder veräußern Waren. Sobald du jedoch deinen Bereich auf die Europäische Union ausweitest, bezeichnet man einen Warenverkauf als innergemeinschaftliche Lieferung – beim Einkauf aus dem Ausland dementsprechend als innergemeinschaftlicher Erwerb.
Dieser Vorgang ist innerhalb der Mitgliedstaaten der EU vereinheitlicht, sodass stets die gleichen Regeln gelten. Ob du nun also Ware aus Frankreich oder Österreich importierst, ist egal: Es handelt sich stets um das gleiche Prinzip.
Voraussetzungen: Was musst du beachten?
Beziehst du als Unternehmer in Deutschland einen Gegenstand oder Dienstleistungen aus einem europäischen Mitgliedstaat, liegt unter folgenden Bedingungen ein innergemeinschaftlicher Erwerb vor:
- Erwerber ist ein Unternehmer, der die Ware für das Unternehmen erwirbt oder eine juristische Person
- Lieferung des beweglichen Gegenstands erfolgt gegen Entgelt
- Erwerber ist steuerpflichtig
Wichtig ist vor allem, dass beide Unternehmer über eine Umsatzsteuer-ID verfügen. Zusätzlich muss der Lieferant eine ordentliche Rechnung ausstellen, ohne die Umsatzsteuer zu vermerken: Diese musst du als Erwerber selbst über die Umsatzsteuervoranmeldung abführen.
Ausnahmen
Ein innergemeinschaftlicher Erwerb liegt unter bestimmten Umständen nicht vor. Demnach fällt nicht darunter, wenn du als Erwerber der Kleinunternehmerregelung unterliegst oder nur steuerfreie Umsätze tätigst. Nur falls eine jährliche Lieferschwelle von 12.500 Euro überschritten wird, besteht dennoch ein innergemeinschaftlicher Erwerb.
Auch Land- und Forstwirte, welche die Umsatzsteuer pauschal ansetzen, zählen in diesem Bereich als Ausnahme.
Besondere Bestimmungen
Der Kauf eines neuen Fahrzeugs wird in jedem Fall als innergemeinschaftlicher Erwerb angesehen. Die genauen Vorgaben für die Art des Fahrzeugs sowie seinen unbenutzten Zustand sind im Gesetz festgelegt, um Unklarheiten zu vermeiden.
Innergemeinschaftlicher Erwerb: Umsatzsteuer Regelung
Um für Übersicht und eine einheitliche Struktur zu sorgen, muss Ware in dem Land besteuert werden, in dem sich ihr Empfänger befindet. Somit ist das Bestimmungslandprinzip die Grundlage für den innergemeinschaftlichen Einkauf:
Das Exportland wird von der Umsatzsteuer entlastet und sie fällt dafür auf das Importland, in dem der Verbrauch der Ware stattfindet.
Dadurch wird gewährleistet, dass Verbraucher stets die gleiche Umsatzsteuer für bestimmte Waren tragen müssen, unabhängig vom Ursprungsland. Ob das Leder nun aus Italien oder Österreich stammt, hat also keine steuerliche Auswirkung.
Höhe der Steuer
Der Steuersatz entspricht der Höhe, die eine inländische Lieferung auch hätte – also je nach Ware in Deutschland 19 % oder 7 %. Als steuerfrei zählt die Ware dann, wenn sie auch im Inland § 4b UStG unterliegt oder später in ein anderes Land ausgeführt wird.
Bemessungsgrundlage
Als Grundlage für die Berechnung der Steuer des innergemeinschaftlichen Einkaufs dient das Entgelt. Dazu zählt die Bezahlung der Leistung, jedoch ohne Einbezug der Umsatzsteuer. Zusätzlich sind Verbrauchsteuern mit einzubeziehen.
Die Steuer ist ab dem Moment fällig, sobald die Rechnung erstellt wurde. Der späteste Zeitpunkt ist ein Monat nach Ablauf der Leistungserbringung.
Vorsteuerabzug
Ein innergemeinschaftlicher Erwerb kann ebenfalls Grundlage für den Vorsteuerabzug darstellen. Die Erwerbsteuer wird dabei in der Steuererklärung ausgewiesen und in der Umsatzsteuer-Voranmeldung abgezogen: Somit musst du nach dem Import zwar Steuer abführen, kannst sie jedoch danach als Vorsteuer wieder abziehen. Ausnahmen gelten nur, wenn du zum Beispiel Ware für steuerfreie Umsätze verwendest.
Innergemeinschaftliches Verbringen
Innergemeinschaftlicher Erwerb liegt auch dann vor, wenn Ware nur vorübergehend importiert wurde. Transportiert ein Unternehmer einen Gegenstand des eigenen Unternehmens ins Inland, um ihn dort selbst längerfristig zu verwenden, spricht man von innergemeinschaftlichem Verbringen.
Tipps für die Buchführung
Auch wenn du zum Vorsteuerabzug berechtigt bist, musst du den Import der Ware richtig buchen und den gelieferten Gegenstand vermerken. Beachte dabei, dass es sich bei Vorgängen ohne Entgelt – wie Warenproben oder Geschenken – nicht um innergemeinschaftliche Erwerbe handelt.
In DATEV-Kontenrahmen sind spezielle Konten vorgesehen, in denen die Umsatzsteuer sowie die Vorsteuer aus innergemeinschaftlichen Erwerben automatisch eingetragen wird. Dank der Unterstützung durch das praktische FastBill Tool sparst du Zeit und kannst problemlos deine Buchführung erledigen.